Dienstag, 4. September 2012

Arno Strobel - Das Skript

Die Tochter des Herausgebers einer Hamburger Tageszeitung ist spurlos verschwunden und schnell ist man sich aufgrund der Umstände ihres Verschwindens sicher, dass es sich hierbei um eine Entführung handeln muss. Bald darauf erhält die Studentin Nina Hartmann ein mysteriöses Paket, das zum Inhalt eine auf Menschenhaut geschriebene Nachricht hat. Geschockt informiert Nina die Polizei, die rasch einen Zusammenhang zwischen der Entführung und der Postsendung vermutet.

Andrea Matthiesen und Stephan Erdmann werden auf diesen Fall angesetzt, ein Ermittlerduo, das erstmalig zusammen arbeitet und anfängliche Probleme mit ihrer beruflichen Partnerschaft hat. Die Probleme klären sich jedoch im Laufe ihrer Zusammenarbeit, als die Ursachen für die Verhaltensweise der zunächst unnahbar wirkenden Andrea ans Tageslicht kommen.
Die Ermittlungen führen die Polizei zu dem Schriftsteller Christoph Jahn, der ein Buch geschrieben hat, in dem genau das vorkommt, womit sich die Polizei konfrontiert sieht: Ein auf Menschenhaut geschriebenes Manuskript. Mehr noch: Es ist nicht das erste Mal, dass ein Psychopath die Inhalte eines seiner Bücher grausame Realität werden lässt, denn schon einige Jahre zuvor sorgte die detailgetreue Nachstellung seines Buches 'Der Nachtmaler' für Entsetzen bei Polizei und Bevölkerung. Konnte sich Jahn auch damals von dem Verdacht befreien, selbst der Killer zu sein,  so gerät er nun erneut als dringender Verdächtiger ins Fadenkreuz der Ermitller.

Das Buch hat mich vom ersten Moment an gepackt. Der perspektivische Wechsel zwischen der Entführten und den Ermittlern ist ausgesprochen gut gelungen und die Darstellung der Ängste, die ein Mensch haben muss, der Opfer einer solch barbarischen und ausweglosen Situation wird, werden über sämtliche Sinneskanäle von Arno Strobel hervorragend vermittelt. Fast schon zu gut, denn Beklemmung und Panik treiben ihre Wurzeln, je weiter das Buch voranschreitet, tiefer in die eigene Psyche, als einem lieb ist.
Die Charaktere sind gut entwickelt und vielschichtig, obwohl sie mich erst im Laufe der Entwicklung wirklich erreicht haben. Zunächst wirkte Andrea Mathiesen auf mich, wie die typische Frau im Polizeiapparat, die sich, um sich behaupten zu können, einen dicken Seelenpanzer zugelegt hat. Stephan Erdmann dagegen erschien mir zunächst ein wenig machohaft, der mit den Eigenschaften seiner Vorgesetzten Andrea deshalb Probleme hat, weil ihr am Ende ihres Vornamens ein 's' fehlt, sprich: weil sie eine Frau ist. Doch beide erste Eindrücke stellen sich bald als Vorurteil heraus und die zwischenmenschlichen Probleme und der Umgang mit ihnen, lässt sie von Seite zu Seite sympathischer werden. Letztlich hatte ich das Gefühl, dass sich da genau das richtige Duo gefunden hat, um den Fall erfolgreich zu lösen, sie mussten sich zunächst nur zusammenraufen.

Der Verlauf des Thrillers ist spannend, ohne Logikfehler und bietet überraschende Wendungen, ebenso die Möglichkeit, wenn man sehr genau liest und ein wenig geübt ist, den Täter ermitteln zu können. Was viele gerne als "vorhersehbar" abstempeln finde ich ein Muss bei guten Krimis oder Thrillern, bei denen ein Ermittlerteam im Mittelpunkt steht. Schließlich wird man beim Lesen selbst zur Spürnase und fühlt sich gut, wenn man eine harte Nuss knacken konnte. Allerdings, das ist gewiss, muss man wirklich sehr wachsam sein, sonst kommt man dem Übeltäter nicht auf die Schliche ;)

Der Schreibstil von Arno Strobel ist für mich immer wieder sehr angenehm. Nicht zu einfach, nicht zu hochgeschraubt sondern für mein Empfinden genau richtig. Keine unnötigen, ellenlangen Beschreibungen, sondern so dosiert, dass einem alles Wichtige vermittelt, die eigene Fantasie aber nicht bevormundet wird.
Fazit: Ein wirklich gelungener Thriller, der von Anfang bis Ende zu fesseln weiß!

Broschiert: 400 Seiten
Verlag:
Fischer (Tb.), Frankfurt
ISBN-10:
3596191033
ISBN-13:
978-3596191031
Preis: 8,99 € (Taschenbuch und Kindle-Edition)