Dienstag, 4. September 2012

Dean Koontz - Der Rabenmann / Die schwarze Feder

Als John Calvino gerade einmal 14 Jahre alt ist, wird seine gesamte Familie im Rahmen einer Mordserie, begangen von dem Rabenmann Alton Turner Blackwood, ausgelöscht. Sie ist die vierte Familie, die Blackwood auf dem Gewissen hat und es wären sicherlich noch unzählige mehr geworden, hätte John Calvino den Rabenmann in der Nacht, in der seine Eltern & Schwestern ermordet wurden, nicht zur Strecke gebracht.
Jahre später - Calvino ist inzwischen bei der Polizei und hat selbst Frau und drei Kinder - wird eine Familie vom eigenen Sohn ermordet. Obwohl der Rabenmann tot ist, erinnern die Umstände und gewisse Details der Morde an die Gräueltat, die seiner Familie widerfahren ist. John beginnt zu ermitteln, obwohl ihm der Fall nicht zugeteilt wurde, und findet immer mehr Hinweise darauf, dass Blackwood - so unwahrscheinlich es auch scheint - zurückgekehrt ist und er und seine Familie auf der Liste des Killers stehen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn es ist nahezu unmöglich, gegen einen derart übermächtigen Gegner, dessen Existenz nicht zweifelsfrei bewiesen werden kann, Verbündete zu finden ...


Dean Koontz hat für meinen Geschmack mal wieder ein hervorragendes Werk mit viel Spannung geschaffen.
John Calvino ist als Charakter sehr gut gelungen, mit all seinen  Abgründen, Zweifeln und persönlichen Dämonen. Ebenso Alton Turner Blackwood, dessen Geschichte in Form von Tagebucheintragungen immer wieder in die Haupthandlung einfließt, und ihn so noch greifbarer und bedrohlicher macht. Auch bei den Kindern von Calvino ist Koontz nicht in Oberflächlichkeit verfallen, sondern hat sie mit Träumen, Hoffnungen, Ängsten & persönlichen Macken versehen, die sie dreidimensional werden lassen. Wahrlich meisterlich!
Der Plot ist spannend, das Tempo jedoch nicht rasant sondern ein wenig gemäßigt - was dem Thrill für meinen Geschmack zugute kommt. Der Spannungsbogen wölbt sich nicht einem Regenbogen gleich, sondern erfährt mehrmals ein auf und ab. Für diese Geschichte eine gute Wahl. Der sprachliche Stil zeugt für mein Empfinden von schriftstellerischer Professionalität. Lediglich manche Ausführungen - insbesondere von John Calvinos alltäglichen Handlungen - sind mir an einigen Stellen zu ausschweifend und dadurch kommt latent Langeweile auf. Doch bevor diese sich einzunisten droht, geht es gewohnt spannend weiter, und ich kann über diese "Ausrutscher" hinwegsehen, die vielleicht nur ich persönlich als solche empfinde. Geschmacksache eben.
Das Ende hat mich überrascht, denn ich habe mir die ganze Zeit über die Frage gestellt: Wie kommt er aus der Nummer wieder raus, ohne sich totaler Klischees oder an den Haaren herbei gezogenen Zufällen zu bedienen. Doch er hat es geschafft. Es kommt zwar irgendwie die Deus Ex Machina zum Einsatz - sogar wortwörtlicher als man das meistens mit dem Begriff verbindet - doch ich konnte es als plausibles Ende annehmen, ohne enttäuscht zu sein. Nicht überragend, aber Koontz hat es auch nicht vermasselt.

Fazit: Ein spannender Mystery-Thriller! Für Thriller Fans ein Muss!
Übrigens ist die Kurzgeschichte (7 Kapitel) "Die schwarze Feder" auch empfehlenswert. Sie handelt von der Zeit noch vor der Ermordung John Calvinos Familie und gibt einen guten Einblick in die Entwicklung Alton Turner Blackwoods und darüber, warum er eines Tages dazu überging, ganze Familien anstatt "nur noch" eizelne Opfer zu ermorden. Das Beste ist, man liest sie, bevor man den Roman beginnt, doch auch anschließend sorgt sie für spannende Lesemomente. Die Kurzgeschichte ist ausschließlich als e-book erhältlich.


Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag:
Heyne Verlag (12. Dezember 2011)
Sprache:
Deutsch
ISBN-10:
3453267354
ISBN-13:
978-3453267350
Preis gebundene Ausgabe: 19,99 €
Preis Kindle Edition: 15,99 €

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