Dienstag, 4. September 2012

Tess Gerritsen - Trügerische Ruhe




Eine Ärztin - Dr. Claire Elliot - zieht mit ihrem Sohn Noah von Boston in den idyllischen Ferienort Tranquility (Maine), um dort die Nachfolge des verstorbenen Dorfarztes anzutreten. Ihr Sohn ist über diesen Ortswechsel wenig begeistert und es flammt immer wieder ein Mutter-Sohn-Konflikt zwischen den beiden auf, der nicht nur in der pubertären Phase des Jungen begründet ist, sondern auch darin, dass sein Vater zwei Jahre zuvor starb. Doch Noah ist nicht der einzige komplizierte Teenager in der Gegend, denn es bricht eine regelrechte Gewaltwelle aus, die von in Rage geratenden Jugendlichen ausgelöst wird. Dabei bleibt es nicht bei Vandalismus, es kommen auch Menschen ums Leben. Nachdem Dr. Elliot nach und nach Zusammenhänge zu einer ähnlichen Gewaltwelle erkennt, die Tranquility schon einmal 52 Jahre zuvor heimgesucht hatte, stellt sie mit Hochdruck Nachforschungen an, der Ursache auf den Grund zu kommen. Unterstützung erfährt sie dabei lediglich von dem örtlichen Polizeichef Lincoln Kelly, alle anderen Bewohner schweigen sich über die Vorfälle der Vergangenheit aus und begegnen Claire immer feindseliger, als diese nicht aufhört, in alten Wunden zu stochern. Als auch ihr Sohn Noah Anzeichen der mysteriösen Raserei zeigt, drängt die Zeit. Doch als Claire endlich die Ursache für Gewalttaten findet, kommt sie beinahe nicht mehr dazu, ihre Erkenntnisse mitzuteilen.
Die Grundbausteine für diesen Roman sind nicht neu: Die Fremde, die es schwer hat nach ihrem Zuzug, in der neuen, ländlichen Umgebung Fuß zu fassen und deren Fähigkeiten als Ärztin von den dortigen Medizinern und Bewohnern stets angezweifelt werden. Die Probleme mit dem Sohn, der natürlich nichts lieber möchte, als wieder in die alte Heimat zurück zu ziehen; Bakterien, eine Pilzkultur, ein Parasit oder ähnliches (ich will nicht zu viel verraten, was es genau ist), der Einfluss auf das Verhalten der befallenen Menschen nimmt und sie zu Berserkern werden lässt und zu guter Letzt noch eine Romanze, die aufgrund der turbulenten Ereignisse und der persönlichen Umstände unter einem schlechten Stern steht. Wie gesagt, alles nicht ganz neu. Doch das muss es auch nicht sein, um eine spannende Geschichte daraus zu machen und das ist Tess Gerritsen meiner Meinung nach gelungen. Die Charaktere sind überzeugend und "dreidimensional", die etwas verschrobene Dorfgemeinschaft gut und glaubhaft dargestellt und die Nachforschungen so spannend, dass ich selbst fieberhaft mitgerätselt habe, wie die biologischen Zusammenhänge sein könnten, die zu der Gewaltwelle führten. Der Roman ist gespickt von medizinischen Details, die allerdings manch einem zu spezifisch sein könnten, denn aus der Autorin spricht die Medizinerin, mit all dem Wissen, das dieser Berufsstand mit sich bringt. Jedoch vermittelt sie dieses Wissen oft mit Fachbegriffen, die nicht näher erläutert werden, was, wenn man in der Materie nicht drinsteckt, hier und da zu Verständnisproblemen führt.
Ansonsten ein gelungener, spannender Roman, der bei mir keine Langeweile aufkommen ließ.


Taschenbuch
416 Seiten
ISBN-10: 3442352134
ISBN-13: 978-3442352135
Preis: 8,00 €