Mittwoch, 5. September 2012

Dean Koontz - Blindwütig

Cubby Greenwich ist Schriftsteller und erhält zu seinem neusten Bestseller eine Rezension des gefürchteten Literaturkritkers Shearman Waxx. Eine vernichtende Rezension. Greenwich versucht, diesen Tiefschlag auf Anraten seiner Familie und Freunde locker zu nehmen. Doch als er erfährt, dass Waxx ganz in seiner Nähe wohnt und zudem noch regelmäßig in seinem Lieblingsrestaurant essen geht, kann er nicht widerstehen. Cubby speist zur selben Zeit mit seinem Sohn in  besagtem Restaurant, um sich den gefürchteten Kritiker, von dem es bislang kein Bild im Internet gibt, auf dem er zu erkennen ist, aus der Nähe anzusehen. Mehr nicht. Doch sie stoßen aufeinander, wenngleich augenscheinlich harmlos, doch von da an wandelt sich das Leben von Cubby und seiner Familie zum Alptraum. Waxx ist ein Psychopath, der sich zum Ziel gesetzt hat Greenwich nebst Frau und Kind umzubringen.

Dean Koontz hat es mal wieder geschafft, mich von der ersten Seite an in seinen Bann zu ziehen. Nicht etwa, weil gleich zu Beginn Spannung herrscht, dass man sich vor Furcht die Nägel runterbeißt, sondern eher, weil er eine überaus erfrischende und witzige Art hat, seinen Protagonisten Cubby Greenwitch zu Wort kommen zu lassen. Aus der Ich-Perspektive schildert dieser die Ereignisse und legt eine beißende Selbstironie und einen zum Teil schreiend komischen Sarkasmus an den Tag. Ansich besticht Koontz mal wieder durch einen professionellen sprachlichen Stil, den er auf allen Ebenen halten kann.

Die Charaktere waren mir allesamt sympathisch - die 'Guten'.  Ausnahme bildete nur Cubbys Literaturagent, der an Nervigkeit nicht zu übertreffen ist. Doch dies war ganz offensichtlich geplant, somit ist das kein Minuspunkt. Allerdings sind alle Personen in ihrer Art und mit ihren Fähigkeit sehr überzeichnet. Gerade in Bezug auf Cubby Greenwich, für den 'Trottel' in Verbindung mit technischen Geräten und technischem Verständnis noch ein Kompliment darstellen würde, irritierte mich das anfangs sehr. Als jedoch die Ursache dafür gelüftet wurde, erschien es sogar ausgesprochen logisch und folgerichtig und somit konnte ich mit diesem Wesenszug Greenwichs meinen Frieden schließen. Auch Sohn Milo Greenwich ist ein sechsjähriges Kind, das es so in der Realität kaum gibt. Er ist ein Erfindergeist und was er mit seinen sechs Jahren alles schon macht  - und auch machen darf - überschreitet für mich die Grenze des Realistischen. Dennoch stört es mich nicht wirklich, denn der ganze Plott ist irgendwie übernatürlich, somit passen die schillernden Figuren alle hinein. Man darf diesen Roman nur nicht lesen, mit der Erwatungshaltung, alles nach 'normal rationalen Gesetzen' vorzufinden. Somit sortiere ich das Werk auch unter 'Mystery' ein und nicht nur unter 'Thriller'.

Das Ende lief für meinen Geschmack ein wenig zu glatt. Zwar gibt es einen klassischen Showdown, der zu überraschen weiß, weil man sich die Umstände nicht hätte herleiten können. Ich bin  zwar kein Fan von Antagonisten, die zig Leben haben und  immer und immer wieder aufstehen, doch ein bisschen erkämpfen sollten sich die Protagonisten das Happy End schon. Das kommt hier zu kurz.

Trotz der Kritikpunkte war es für mich ein spannendes Lesevergnügen. Ein Koontz halt mit all seinen Stärken und Schwächen.

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
ISBN-10: 3453266544
ISBN-13: 978-3453266544 
Preis: 19,99 Euro (gebundene Ausgabe)
             8,99 Euro (Taschenbuch)
             7,99 Euro (Kindle Edition)